Sir Georg Solti | News | Vom Glockenspieler zum Weltstar - Sondereditionen zum 100. Geburtstag von Sir Georg Solti

Vom Glockenspieler zum Weltstar – Sondereditionen zum 100. Geburtstag von Sir Georg Solti

Georg Solti
© Elfriede Hanak
18.10.2012
Mit einem Empfehlungsschreiben vom Direktor der Budapester Oper in der Tasche erreichte Georg Solti an einem Juliabend des Jahres 1937 Salzburg, wo er am nächsten Morgen nach stundenlangem Warten beim Präsidenten der Salzburger Festspiele Heinrich Baron Puthon vorgelassen wurde. “Können Sie die Zauberflöte spielen?”, fragte der ehemalige Offizier, woraufhin der eifrig bejahende Solti in Ermangelung eines Korrepetitors vom Fleck weg für eine Bühnenprobe zu Mozarts “Zauberflöte” noch am selben Nachmittag engagiert wurde. Im Orchestergraben angekommen begann der 24-jährige Ungar sogleich, die Sänger am Klavier zu begleiten. “Plötzlich sah ich im Augenwinkel einen kleinen Mann, der von der rechten Seite her die Bühne betrat. Mein Herz stockte – es war Toscanini … Ohne mich zu unterbrechen begann er zu dirigieren; mit sehr kleinen und einfachen, doch klaren Anweisungen für Tempo und Dynamik. Ich folgte ihm, als hänge mein Leben davon ab“, erinnert sich Solti in seinen Memoiren. “Nach etwa einer Stunde machte er eine Pause. Dann wandte er sich zu mir und sagte sanft ‘bene’.”

Reminiszenz in Salzburg

Der so glühend verehrte italienische Maestro machte Solti zum Assistenten und verpflichtete diesen auch als Glockenspieler für die Aufführung der “Zauberflöte”. Die Neuigkeit von seinem Salzburger Erfolg verbreitete sich in Windeseile in Budapest und schon 1938 dirigierte Georg Solti hier seine erste Oper “Die Hochzeit des Figaro.” In Erinnerung an diese schicksalhafte Begebenheit nahm der Dirigent ein halbes Jahrhundert später, von der britischen Queen längst zum Sir geadelt und einer der eminenten Pultstars der Welt, erneut die Schlegel zur Hand, um noch einmal den Orchesterpart von Papagenos Glockenspiel in der von ihm geleiteten Produktion der “Zauberflöte” mit René Pape, Deon van der Walt, Ruth Ziesak und den Wiener Philharmonikern bei den Salzburger Festspielen im Mozartjahr 1991 zu übernehmen.

Der Starmacher

Natürlich machte Sir Georg Solti seinen Einfluss in der internationalen Opern- und Konzertszene auch selbst mehrfach für junge Talente geltend und förderte unter anderem die Karrieren der Ausnahmesängerinnen Renée Fleming und Angela Gheorghiu. Letzterer verhalf er über Nacht zu Weltruhm, indem er sie 1994 erstmals für die Rolle der Violetta in “La Traviata” besetzte. Da Solti die Verdioper nie zuvor dirigiert hatte, wollte er diese späte Premiere zu einem besonderen Ereignis machen. Und dafür suchte er eine außergewöhnliche Stimme, die er in der 29-jährigen rumänischen Sopranistin fand. Mit folgenden Worten soll Sir Georg Solti seiner Ehefrau Lady Valerie gegenüber zum Ausdruck gebracht haben, wie sehr ihn die Stimme der Gheorghiu beeindruckte: “Mir kamen die Tränen. Ich musste die Probe verlassen. Das Mädchen ist wundervoll. Sie kann alles tun!” Der Rest ist Operngeschichte. Die Presse berichtete auf allen Titelseiten über die sensationelle Produktion, die BBC änderte ihr Programm, um unverzüglich eine TV-Übertragung zu ermöglichen, und die Plattenfirma Decca änderte ihre Veröffentlichungsplanung, um ihren Mitschnitt schon sechs Monate eher auf den Markt zu bringen.

Sondereditionen zum 100. Geburtstag

Aus Anlass des 100. Geburtstags von Sir Georg Solti präsentiert Decca die DVD-Premiere der Salzburger “Zauberflöte” aus dem Mozartjahr 1991 mit René Pape, Deon van der Walt, Ruth Ziesak und den Wiener Philharmonikern. Die legendäre Aufführung der “La Traviata” am Royal Opera House mit der göttlichen Angela Gheorgiu, Frank Lopardo und Leo Nucci erscheint als limitierte Edition mit einem 200-seitigen Hardcover-Begleitbuch und DVD. Höhepunkte aus beiden Aufnahmen sind auch Bestandteil der 2 CD-Edition “Solti – The Legacy 1937–1977” mit über 150 Minuten vielfach unveröffentlichter Live- und Studioaufnahmen aus der 50-jährigen Zusammenarbeit von Decca und der Dirigentenlegende. Enthalten ist neben Highlights aus Opernaufführungen mit großen Stimmen wie Hans Hotter, Birgit Nilsson, Mirella Freni, Elisabeth Schwarzkopff und Renata Tebaldi auch die historische Aufnahme der Glockenspiel-Darbietung Soltis aus dem Jahr 1937 unter der Ägide Arturo Toscaninis.
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