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Herbert von Karajan, Genius des Sinfonischen

Herbert von Karajan © Siegfried Lauterwasser / DG
© Siegfried Lauterwasser / DG
15.07.2009
Am Donnerstag, 16. Juli 2009, sind genau zwei Jahrzehnte seit dem Tod Herbert von Karajan vergangen. Ein Herzinfarkt hatte den weltberühmten Dirigenten ereilt, wenige Stunden nur nachdem er eine Probe geleitet hatte. Es war ein Schock für die Musikwelt, der mehr denn je bewusst wurde, wie nachhaltig Herbert von Karajan das Kulturleben der voran gegangenen Jahrzehnte geprägt hatte. Ein kleiner Blick in die Archive genügt und es wird klar, dass er bis heute nur wenig an Bedeutung eingebüßt hat. Denn Karajans Interpretationen, allen voran seine Deutungen des sinfonischen Werks von Ludwig van Beethoven, sind noch immer Standard. Sie sind Ausgangspunkte für das moderne Verständnis von Orchesterklang und vor allem ein Hör-Erlebnis.

Herbert von Karajans Autorität in puncto Beethoven ist unumstritten. Zum ersten Mal dirigierte er eine der Sinfonien 1931 in Ulm und später sollte er Beethoven immer wieder und so prägend interpretieren, dass er zuweilen als dessen wichtigster Botschafter angesehen wurde. Allein mit den Berliner Philharmonikern nahm Herbert von Karajan den Zyklus der Symphonien dreimal vollständig auf, zunächst 1961/62, dann noch einmal unter technisch besseren Voraussetzungen von 1975 an und schließlich mit einer weiteren Fassung Mitte der Achtziger am Beginn des digitalen Zeitalter. Beethoven war eines der Zentren seines Interesses und darüber hinaus eines seiner lebenslangen Studienobjekte.

Wie übrigens auch Mozart. Karajan liebte die Werke des Komponisten, mit dem er nicht nur die Geburtsstadt teilte, sondern für dessen Ansehen im 20.Jahrhundert er auch gegenüber der Kritikerzunft focht. Karajans Umgang mit den Werken des Salzburgisch-Wiener Klassikers sind  bestimmt vom Kontrast zwischen hintergründigem Ernst und Leichtigkeit an der Oberfläche. Und entgegen der Meinung mancher Spötter schaffte er es sehr wohl, die verschiedenen Nuancierungen der Interpretation, die Mozart zum Verständnis benötigt, auf hintergründige Weise mit seinem Stammorchester umzusetzen, auch wenn aus diesem Repertoire vor allem sie späten Sinfonien auf Platten festgehalten wurden.

Das Orchesterwerk von Johannes Brahms hatte bereits Wilhelm Furtwängler immer wieder beschäftigt. Sein Erbe am Pult der Berliner Philharmoniker Karajan hatte in jungen Jahren vor allem die erste Symphonie des Romantikers im Repertoire. Seitdem widmete er sich in unterschiedlicher Intensität den Brahms’schen Werken, hielt sich in den mittleren Jahren zurück, um als Siebzigjähriger vor allem zur vierten Symphonie zu finden. Mit berauschender Souveränität navigiert Herbert von Karajan die Berliner an den pathetischen Problemstellen vorbei und präsentiert einen Brahms, der in symphonischer Klarheit als herausragender musikalischer Dramatiker erscheint, von den eigenen Seelenkämpfen getrieben, zuweilen heiter, aber doch zuletzt ein von der Tragik des menschlichen Daseins geprägter Geist an der Schwelle zur Moderne.

Und damit nicht genug. Zum symphonischen Dreigestirn Mozart, Beethoven und Brahms gesellen sich im sinfonischen Wirken Herbert von Karajans, das derzeit in acht verschiedenen, nach Komponisten geordneten Boxen neu ediert wurde, noch weitere Fixsterne und Trabanten des Genres. Bruckners neun Symphonien beispielsweise. Oder viel früher in der Chronologie, die Londoner und die Pariser Symphonie von Joseph Haydn. Nicht zu vergessen die drei Romantiker Schumann, Mendelssohn und Tschaikowsky und deren opulente Werke. Sie alle zeigen im Ganzen wie im Detail, wie zentral Herbert von Karajan für die Orchestersprache der vergangenen Jahrzehnte war. Und sie sind vor allem noch immer ein Hör-Genuss, dem sich kaum ein Musik-Fan verschließen kann.

Für mehr Informationen über Herbert von Karajan besuchen Sie seine Künstlerseite bei KlassikAkzente.
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