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Der perfekte Klang – Strauss-Interpretationen und Essentials Herbert von Karajans

Herbert von Karajan
© Deutsche Grammophon
05.06.2014
Schon in jungen Jahren besuchte er heimlich Proben von Richard Strauss. Er liebte die Musik dieses großen Komponisten und sog sie ein wie die eigene Muttermilch. Als er dann später selbst Werke von Richard Strauss dirigierte, da saß der Meister einmal im Publikum, und Herbert von Karajan wurde nach der Vorstellung mit ihm bekannt gemacht. Strauss zeigte sich begeistert. Das sei die beste Aufführung seiner “Elektra” gewesen, die er je erlebt habe. Karajan, unerbittlich und lernbegierig, hakte nach: “Herr Doktor, danke vielmals, aber es ist nicht das, was ich hören möchte. Ich möchte wissen, was falsch war.” Strauss lud Karajan zum Essen ein, monierte eine Kleinigkeit und sagte dann zu Karajan: “Rühren Sie ruhig kräftig drin rum.”

Schwebend und klar

Karajan tat, wie ihm geheißen. Von Richard Strauss lernte er die Freiheit. Ein Werk kann unterschiedlich klingen. Es gibt nicht die eine, richtige Interpretation. Das tat seinem Perfektionismus, den er an Toscanini so sehr schätzte, allerdings keinen Abbruch. Im Gegenteil: Unerbittlicher Perfektionismus und die freie Suche nach dem rechten Klang, diese beiden Prinzipien wurden fortan zum Markenzeichen Herbert von Karajans, und damit war er wie kaum ein anderer prädestiniert, Richard Strauss zu dirigieren. Denn diese Musik schwingt frei. Andererseits basiert sie auf strengen Ordnungsprinzipien. Strauss war bekannt für seine Coolness. Seine Musik sollte nicht angestrengt klingen. Sie sollte genießbar sein. Und genau das ist sie in den Aufnahmen Herbert von Karajans, der sowohl das Schwebende als auch die präzise Ordnung dieser Musik unnachahmlich zur Geltung bringt.

Hohe Gefühlskunst

Es ist ein wahres Geschenk, diese bahnbrechenden Aufnahmen jetzt in einem Paket serviert zu bekommen. Neu remastered, in allerhöchster Tonqualität, begleitet von einem sorgsam ausgearbeiteten Booklet mit einem eigens für diese Edition verfassten Essay aus der Feder von Karajan-Biograph Richard Osborne, ist diese Veröffentlichung einer der absoluten Höhepunkte des Strauss-Jahres 2014, das übrigens nicht nur den 150. Geburtstag von Richard Strauss markiert, sondern auch den 25. Todestag Herbert von Karajans.
Aber diese Musik überdauert den Tod. Sie ist ewig, und dank der ausgefeilten Aufnahmetechniken können die Nachgeborenen jetzt teilhaben an dieser großen Kunst. Ob man die wagnerianisch angehauchten Tondichtungen hört (“Also sprach Zarathustra”, “Ein Heldenleben” etc.) oder die Konzerte, den “Rosenkavalier” (mit Lisa della Casa!) oder die “Alpensinfonie” (hier bereits digital aufgenommen), Karajan zaubert stets die Klänge aus dem Orchester hervor, die das jeweilige Werk mit Leben füllen. Und dass die hohe Gefühlskunst von Richard Strauss auf unterschiedliche Weise dargeboten werden kann, ohne dabei ihren zwingenden Charakter zu verlieren, das kann man selbst erproben, wenn man sich unterschiedliche Einspielungen ein und desselben Werkes von den Berliner und den Wiener Philharmonikern anhört. Denn auch dies bietet diese exquisite, übrigens limitierte und nummerierte Deluxe-Edition mit Karajan/Strauss.

Meisterwerke der Klassik: Karajan-Essentials

Mit “Classic Karajan – The Essential Collection” legt Deutsche Grammophon eine Sammlung vor, die aus dem enormen Fundus der 50 Jahre umspannenden Aufnahme-Karriere Herbert von Karajans das Allerschönste herauspickt. Das Album besticht durch die Vielfalt der Stimmungen und Genres, die darin ausgebreitet werden. Mit Werken wie dem Prélude aus Strauss’ “Also sprach Zarathustra”, dem ersten Satz aus Beethovens 5. Sinfonie oder dem fünften der “Ungarischen Tänze” von Johannes Brahms demonstriert Karajan eindrucksvoll, welch eine überwältigende Kraft und Musizierfreude in seinen Berliner Philharmonikern steckt. Es zahlte sich aus, dass er diesem Ausnahmeorchester so lange die Treue hielt. Die Musiker dankten es ihm mit ihrem unvergleichlichen Klang.

Berühmte Melodien

Neben diesen machtvoll anmutenden Werken finden sich hier aber auch viele einfache, berührende Melodien. In Smetanas sinfonischer Dichtung “Die Moldau” aus dem Zyklus “Mein Vaterland”, in Tschaikowskis Ballettsuite aus der ersten Szene von “Schwanensee”, aber auch in dem berühmten Adagietto aus Mahlers 5. Sinfonie kommt Karajans poetische Ader zum Vorschein. Er besaß die orientierende Fähigkeit, das Orchester sachte gleiten zu lassen, ohne das Steuer aus der Hand zu geben. Karajan war es wichtig, dem Orchester Räume zu öffnen. Es sollte sich frei entfalten können, und dadurch kommen zarte, verträumte Melodien, die zu viel Zwang nicht ertragen würden, bei Karajan besonders schön zur Geltung.

Internationale Stars

Romantische Sehnsuchtsklänge erhalten immer dann eine besondere Färbung, wenn sie von einem Solisten vorgetragen werden. Wenn Anne-Sophie Mutter zum Beispiel den dritten Satz von Mendelssohns Violinkonzert in e-moll interpretiert, dann hört man die Geige regelrecht singen und ist berührt von so viel persönlichem Ausdruck. Für Sänger wie Plácido Domingo oder José Carreras bildet der persönliche, der hohe emotionale Einsatz das Elixier ihrer Kunst, und es ein Fest, diese beiden Stars auf “Classic Karajan – The Essential Collection” unter der Begleitung der Wiener Philharmoniker Verdi und Puccini singen zu hören.

Best of Klassik

Zusammengenommen ist diese Kompilation, die auch wunderbare Werke von Bach, Vivaldi und Mozart enthält, nicht nur eine Best of Karajan. Sie kann als eine Best of Klassik gelten und gewährt dem Hörer einen unvergesslichen Einblick in die Vielseitigkeit der Dirigierkunst Herbert von Karajans.

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