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Apostolisches

02.01.2004
Am 8. August 1985 schrieb Herbert von Karajan an Papst Johannes Paul II: “Heiliger Vater, seit Beginn meiner künstlerischen Tätigkeit war für mich die Beschäftigung mit den kirchlichen Werken ein Hauptanliegen und mein größter Wunsch, einmal im Petersdom dirigieren zu können. Durch die Güte Eurer Heiligkeit ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen, schöner, als ich es mir je vorstellen konnte. Die Verschmelzung der Liturgie mit der Musik hat für mich einen völlig neuen Aspekt bekommen – und wenn es mir gelang, dies auszudrücken, dann fühle ich mich reichlich belohnt”.
Der 29. Juni ist für die katholische Christenheit ein besonderer Tag. Alljährlich wird an diesem Termin des Kirchenkalenders der Apostel Petrus, dem “Felsen”, und Paulus, dem “auserwählten Werkzeug” Gottes auf Erden gedacht. Historischer Hintergrund ist die Annahme, beide Heilige seien an jenem Tag den Märtyrertod gestorben, was zwar nicht eindeutig belegt und außerdem unwahrscheinlich ist, für die Durchführung der Feierlichkeit seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, das den Tag im Rahmen des Jahreszyklus eindeutig definierte, jedoch wenig Bedeutung hat. So hat das Hochamt am 29. Juni einen besonders erhabenen Charakter, der zuweilen auch durch außergewöhnliche Inszenierungen unterstrichen wird. Im Jahr 1985 etwa, dem europäischen Jahr der Musik, kam es zu einer denkwürdigen Aufführung im Petersdom zu Rom, die den liturgischen Ablauf der kirchlichen Feier mit einer Darbietung von Mozarts “Krönungsmesse” unter der Leitung Herbert von Karajans verband.
 
Die Besetzung war beachtlich. Neben dem Maestro am Pult waren unter anderem Solisten internationalen Rangs wie die Sopranistin Kathleen Battle und Ensembles wie die Wiener Philharmoniker und der Wiener Singerverein geladen. Seitens des Vatikans waren die Cappella Musicale Pontificia Sistina und deren Schola vertreten und so war allein die Vielfalt der Interpreten ungewöhnlich, die neben dem Heiligen Vater zu Gehör kamen. Die einzelnen Werke wiederum waren in den liturgischen Ablauf des Geschehens eingebettet. Neben Mozarts 1779 entstandener Messe erklangen etwa die Gesänge des Propriums, die der Chorleiter der Sixtinischen Kapelle Domenico Bartolucci eigens für diesen Anlass erdacht hatte. Das ganze kirchlich-musikalische Ereignis wurde in Zusammenarbeit mit Radio Vatican festgehalten.
 
Und es war selbst für die mit großen spirituellen Momenten vertrauten Beteiligten ein herausragender Moment. Stellvertretend für den Papst schrieb daher der Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli an Karajan: “Die Eucharistiefeier des Heiligen Vaters in der Petersbasilika am Fest der Apostel Petrus und Paulus, die Sie durch die Aufführung der ‘Krönungsmesse’ von Wolfgang Amadeus Mozart in ihrem festlichen Charakter maßgeblich mitgestaltet haben, wird für alle, die unmittelbar oder durch die Radio- und Fernsehübertragung daran teilgenommen haben, ein unvergessliches religiöses Erlebnis bleiben”.
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