Gustav Mahler hat seine 10. Symphonie nicht fertig gestellt. Fünf Sätze waren geplant, der einzige bis zur Instrumentation ausgearbeitete Satz ist das Anfangs-Adagio.
Trotzdem birgt dieser eine, radikal moderne Satz mit seinen metrischen Wechseln und seinem tonalen Schweben genügend Sprengstoff in sich, um Musiker immer wieder zu beschäftigen. Wie als Anspielung läßt Ken Russel in seinem “Mahler”-Film zu dieser Musik Mahlers “Komponierhäusl” explodieren. Die meisten Dirigenten entscheiden sich für eine unvollständige Aufführung und halten sich exakt an das von Mahler Komponierte. Riccardo Chailly hingegen hat 1986 die Zehnte in der Fassung des englischen Musikwissenschaftlers Dryck Cook eingespielt, die er in den 60er Jahren auf der Basis von Mahlers Notizen erarbeitet hat. Jetzt wird diese Aufnahme neu und ohne die Kopplung mit Schönbergs “Verklärte Nacht” veröffentlicht: als Single-CD, die sich ganz Mahler widmet.