Renée Fleming | News | Wunschkonzert

Wunschkonzert

31.10.2003
Nur wenige Sopranistinnen unserer Tage haben wie Renée Fleming die Gabe, ihre Lieder und Arien wie einen organischen Fluss der Töne wirken zu lassen. Damit steht sie in der Tradition großer amerikanischer Stimmen von Rosa Ponselle bis Eileen Farrell und empfiehlt sich als eine der wandlungsfähigsten Interpretinnen der Gegenwart. “By Request” gibt einen kleinen Einblick in Flemings umfassendes und abwechslungsreiches Repertoire.
Natürlich kann man die Nase rümpfen und monieren, dass es doch sehr gewagt sei, den Bogen vom Belcanto bis zur französischen Romantik oder dem italienischen Verismo zu spannen. Für Renée Fleming sind solche stilistisch großen Distanzen jedoch keine Widersprüche: “Vor zehn Jahren habe ich sechs bis zehn neue Rollen pro Jahr gesungen. Jetzt habe ich mein Opernrepertoire sehr sorgfältig eingegrenzt. Mozart war der Komponist, mit dem ich meine ersten Opernauftritte an vielen Opernhäusern hatte; jetzt bildet Strauss den Schwerpunkt meines Repertoires, und zurzeit bringe ich gerade meine langjährige Erkundung des französischen Repertoires zu einem Abschluss. Belcanto gehörte in den letzten Jahren zu meinem Programm, um meine Technik und Vorstellungskraft immer wieder auf den Prüfstand zu stellen und zu erweitern, wohingegen mich die Rollen in slawischer Sprache mit den Wurzeln meiner Abstammung in Kontakt bringen. Neue Musik singe ich rein aus Liebe zur Musik”. Mit anderen Worten: Renée Fleming kultiviert die eigene Neugier auf musikalische Erlebnisse und Erfahrungen vor dem Hintergrund der sich ständig erweiternden Kompetenz, mit sehr unterschiedlichem Klangmaterial umgehen zu können.
 
Und das hat sie von Anfang an gemacht. Fleming stammt aus Indiana und wuchs in Rochester, New York auf. Sie war Schülerin von Patricia Misslin und schaffte 1983 den Sprung an die renommierte Julliard School. Ihre erste große Rolle sang sie 1986 als Konstanze in der “Entführung aus dem Serail”. Drei Jahre später begeisterte sie in New York in “La Bohème” und begann zeitgleich, als Solistin um die Welt zu ziehen. Inzwischen zählt sie zu den bekanntesten Sopranistinnen ihrer Generation, grammyprämiert und vielgelobt durch die Feuilletons von New York, Paris bis Tokyo. “By Request” ist daher ein guter Anfangspunkt für die Beschäftigung mit Flemings Kunst, der verschiedenen Kapitel ihrer musikalischen Entwicklung betrifft. Da findet man Mozart (“Come scoglio”, Cosi fan tutte) ebenso wie Bellini (“Casta diva”, Norma), Puccini (“O mio babbino caro”, Gianni Schicci) und Catalani (“Ebben? … Ne andrò lontana”), als auch Fauré (“Après un rêve”), Gounod (“Ô Dieu! Que de bijoux — Ah! Je ris de me voir”, Faust) und Schubert (“Gretchen am Spinnrade”). Die Aufnahmen entstanden über einen Zeitraum von neun Jahren hinweg und führten Fleming mit Kollegen wie Christoph Eschenbach, Jean-Yves Thibaudet und Ensembles wie den Londoner Philharmonikern und dem Chamber Orchestra of Europe unter der Leitung von Sir George Solti zusammen. Ein guter Überblick also und ein Genuss für alle, die lyrische und pointiert dramatische Sopranpartien lieben.
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