Sie ist berühmt für ihre Virtuosität, ihre engagierten Interpretationen und ihre kreative Programmgestaltung. Die Geigerin und dreifache Grammy-Preisträgerin Hilary Hahn hat mit ihrer dynamischen Art des Musizierens und dem Anliegen, ihre musikalischen Erlebnisse mit einer weltweiten Gemeinschaft zu teilen, eine große Fangemeinde um sich versammelt.
Hilary Hahns Repertoire fußt auf der traditionellen Geigenliteratur, erkundet aber auch intensiv Neuland. Während der letzten beiden Spielzeiten hat sie auf Recital-Tourneen durch die USA, Europa und Japan sechs neue Partiten für Solovioline des Komponisten Antón García Abril uraufgeführt. Es waren ihre ersten Auftragswerke für Solovioline und auch ihr erster Auftrag für eine ganze Werkgruppe eines einzelnen Komponisten. García Abril gehörte zu den Komponisten von »In 27 Pieces: the Hilary Hahn Encores«, Hahns über mehrere Jahre laufendes Auftragsprojekt, das die Gattung der Duo-Zugabenstücke bereichern sollte. Ihr Album mit diesen Stücken gewann 2015 einen Grammy in der Kategorie »Beste Kammermusik-/Kleinensembledarbietung«. Die Noten sämtlicher Stücke mit Hahns Fingersatz, Strichangaben und Aufführungsnotizen werden bei Boosey & Hawkes erscheinen, sodass diese Zugabenstücke Eingang ins Geigenrepertoire finden können.
In der Saison 2017/18 kehrt Hahn zum Repertoire des 19. und 20. Jahrhunderts zurück, sie führt die Violinkonzerte von Tschaikowsky und Dvořák sowie das Konzert Nr. 1 von Prokofjew in den USA und Europa auf. Außerdem spielt sie Bernsteins Serenade (after Plato’s »Symposium«) mit dem Los Angeles Philharmonic Orchestra, dem Philadelphia Orchestra in Philadelphia und in der Carnegie Hall und mit dem Houston Symphony Orchestra in Houston und auf Konzertreise in Belgien, Polen, Österreich und Deutschland – Anlass ist das Jubiläumsjahr des Komponisten, der 2018 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.
Während ihrer jüngsten Residencies am Wiener Konzerthaus, beim Seattle Symphony Orchestra und beim Orchestre National de Lyon spielte Hilary Hahn kostenlos – und manchmal überraschend – für Eltern mit Kleinkindern, eine Strickgruppe, einen Tanz-Workshop, einen Yoga-Kurs und Kunststudenten. Als Artist in Residence 2017/18 beim Philadelphia Orchestra wird sie diese dem Gemeinwesen dienenden Auftritte weiterhin pflegen: sie möchte damit Musikliebhaber anregen, Live-Aufführungen mit ihren Interessen außerhalb des Konzertsaals zu verbinden, und Eltern die Möglichkeit geben, sich zusammen mit ihren kleinen Kindern an Live-Musik zu erfreuen. Darüber hinaus gibt sie ein kostenloses Konzert zugunsten einer Initiative, die College-Studenten günstige Konzertkarten anbietet, und wirkt bei den laufenden pädagogischen Projekten des Philadelphia Orchestra mit.
Hilary Hahn erhielt ihre ersten Geigenstunden im Rahmen des Suzuki-Programms des Peabody Institute in ihrer Heimatstadt Baltimore im Alter von drei Jahren. Mit fünf Jahren begann ihr Unterricht bei Klara Berkovich, die gerade aus St. Petersburg emigriert war. Als Zehnjährige wurde sie am Curtis Institute of Music angenommen, wo sie bei Jascha Brodsky studierte, einem Schüler von Eugène Ysaÿe und Efrem Zimbalist. Im Alter von 16 Jahren hatte sie alle Prüfungsvoraussetzungen der Universität erfüllt, nachdem sie bereits als Solistin bei den Symphonieorchestern von Baltimore, Pittsburgh, Utah und des Bayerischen Rundfunks sowie beim Philadelphia Orchestra, Cleveland Orchestra, Budapest Festival Orchestra und dem New York Philharmonic aufgetreten war. Sie setzte ihr Studium drei weitere Jahr fort, wobei sie sich insbesondere der Literatur, Sprachen und dem kreativen Schreiben widmete und erhielt mit 19 ihr Bachelor-Diplom. Hahn verbrachte vier Sommer beim Marlboro Music Festival und weitere vier bei den Intensivkursen für Deutsch, Französisch und Japanisch am Middlebury College. Sie ist Ehrendoktorin des Middlebury College und der Ball State University, an welcher es auch drei Stipendien in ihrem Namen gibt.
Hilary Hahn veröffentlichte 16 Alben bei Deutsche Grammophon und Sony. Hinzu kommen drei DVDs, ein für den Oscar nominierter Filmsoundtrack, eine preisgekrönte Aufnahme für Kinder und mehrere Anthologien. Ihr breites Repertoire umfasst u. a. Bach, Strawinsky, Elgar, Beethoven, Vaughan Williams, Mozart, Schönberg, Paganini, Spohr, Barber, Bernstein, Ives, Higdon und Tschaikowsky. Ihre Aufnahmen haben sämtliche Kritikerpreise der internationalen Presse erhalten und waren ebenso erfolgreich beim Publikum. Alle kamen sofort in die Top Ten der klassischen Billboard-Charts. Ihr 17. Album Retrospective präsentiert Ausschnitte aus ihren sämtlichen Aufnahmen plus neue, unbearbeitete Live-Mitschnitte und – da sie seit Jahrzehnten Fan-Kunst sammelt, die ihr bei ihren Konzerten überreicht wird – Zeichnungen und Gemälde ihrer Fans.
Die Geigerin erhielt ihren ersten Grammy 2003 für ihr Album mit den Konzerten von Brahms und Strawinsky. Eine CD mit den Konzerten von Schönberg und Sibelius hielt sich 23 Wochen in den Hitlisten und trug Hahn ihren zweiten Grammy ein. 2010 brachte sie die Erstaufnahme von Jennifer Higdons Violinkonzert zusammen mit dem Tschaikowsky-Konzert heraus; Higdons Komposition, die für Hilary Hahn geschrieben wurde, erhielt dann den Pulitzer-Preis. 2012 erschien das Album Silfra, das sie zusammen mit dem experimentellen Komponisten und Pianisten auf Präpariertem Klavier Hauschka eingespielt hat. Es wurde produziert von Valgeir Sigurðsson und nach einer intensiven Entwicklungsphase vollständig von Hahn und Hauschka improvisiert.
Hahn schreibt gern und postet seit zwei Jahrzehnten Tagebucheinträge auf ihrer Website
hilaryhahn.com oder veröffentlicht Artikel in gängigen Publikationen. Auf ihrem YouTube-Kanal
youtube.com/hilaryhahnvideos interviewt sie Kollegen zu deren musikalischen Erlebnissen. Ihr Geigenkasten berichtet vom Leben als Reisegefährte auf Twitter und Instagram bei @violincase. 2001 kürte die Zeitschrift
Times sie zu »Amerikas bester klassischer Nachwuchsmusikerin«, und 2010 trat sie in
The Tonight Show mit Conan O’Brien auf. Sie gehörte zu den Stars des für den Oscar nominierten Soundtracks für
The Village und wirkte bei mehreren nicht klassischen Produktionen mit, beispielsweise bei zwei Alben der Alt-Rock Band …And You Will Know Us By The Trail Of Dead, bei dem Album
Grand Forks von Tom Brosseau und auf einer Tournee mit dem Folk-Rock-Sänger/Songwriter Josh Ritter.
Herbst 2017