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Haydn historisch – Ottavio Dantone brilliert mit der Accademia Bizantina

Ottavio Dantone
© Giulia Papetti
03.02.2016
Vier Sinfonien von Joseph Haydn auf historischen Instrumenten. Ein sinnliches Hör-Erlebnis par excellence. Ottavio Dantone ist ein Gentleman, wie er im Buche steht. Diskret in seiner Erscheinung und elegant in seinen Bewegungen, widmet er sich auch seinen musikalischen Unternehmungen mit viel Geschick und Respekt. 

Großer Neuerer: Ottavio Dantone

Seine musikalischen Neigungen richten sich vornehmlich auf Alte Musik. Der feinfühlige Dirigent besitzt ein Faible für barocke, sinnlich volltönende Musik, und er will sie seit jeher in ihrer Originalgestalt erklingen lassen. Obgleich er nicht zu den dogmatischen Vertretern der historischen Aufführungspraxis zählt, sondern sich durchaus künstlerische Freiheiten herausnimmt, ist Ottavio Dantone doch davon überzeugt, dass man in ein Zeitalter eintauchen muss, wenn man dessen Musik verstehen will.
Ottavio Dantone hat dies mit Vivaldi, mit Scarlatti, Pergolesi und vielen anderen getan. Der 1960 in Cerignola im Süden Italiens geborene Dirigent ist für seine frischen, stets überraschende Momente bereithaltenden Interpretationen bekannt. Wenn Dantone, der am Konservatorium von Mailand Orgel und Cembalo studierte, mit neuen Einspielungen aufwartet, dann ist es, als hörte man einen Vivaldi oder Bach zum ersten Mal. Der italienische Dirigent schafft es immer wieder, selbst bekannten Werken völlig neue Töne abzugewinnen.

Feierliche Sinfonik: Joseph Haydn

Was dabei so frappiert: Seine Neuerungen prägen sich blitzschnell ein. Man hat sofort das Gefühl, dass Dantone Recht hat, dass so, wie er es vorführt, ein bestimmtes Werk auch wirklich klingen muss. Das geht einem auch bei seinem neuen Album wieder so. Auf “Haydn: Symphonies Nos. 78–81” (2CDs) demonstriert Dantone mit eindrucksvollen Ergebnissen, wie glänzend er sich auf die feierliche Sinfonik von Joseph Haydn versteht. Sein Einfühlungsvermögen ist hinreißend.
Er taucht in die Welt des Hoflebens ein und lässt die sinnliche Pracht, die Haydn vorschwebte, in vollkommen frischer Gestalt erklingen. Es ist, als habe seine ganze Beschäftigung mit dem Barockzeitalter nur als Vorbereitung für diese Interpretationen gedient. Nachdem man diesen Haydn gehört hat, ist man erfüllt, ja regelrecht beglückt von so viel Schönheit. Man versteht auf Anhieb, warum die so überaus differenziert ausgearbeitete Sinfonik des ältesten Wiener Klassikers für Mozart, Beethoven und viele ihrer Nachfolger ein solches Gewicht bekommen sollte.

Erstklassiges Orchester: Die Accademia Bizantina

Dantone verleiht den Sinfonien Nr. 78 bis 81, die Haydn in den Jahren 1782–1784 als Kapellmeister am Hof der Familie Esterhazy komponierte, eine ebenso sinnliche wie transparente Gestalt. Obgleich sich der majestätische Ton dieser Orchestermusik ausgezeichnet vermittelt, schwebt sie doch zugleich auch und gebärdet sich tänzerisch. Wie Dantone dies schafft, ist schwer zu erklären. Klar ist nur: Sein erlesenes Orchester, die Accademia Bizantina, versteht sich blind mit dem Dirigenten. Dantone leitet diese außergewöhnliche Konstellation erstklassiger Musiker seit genau 20 Jahren.
Im Januar 1996 trat er in Ravenna seinen Dienst an, und seitdem hat er als Cembalist und Dirigent einen Klangkörper herangebildet, der an harmonischer Raffinesse und dynamischer Flexibilität kaum zu überbieten ist. Seine Haydn-Aufnahmen stellen dies triumphal unter Beweis. Die Sinfonien Nr. 79 und Nr. 81 erscheinen hier übrigens erstmals auf historischen Instrumenten. Decca veröffentlicht das Album im Vorausblick auf eine sensationelle Edition, die 2016 ansteht: der komplette Sinfonien-Zyklus von Joseph Haydn auf historischen Instrumenten. Das ist ein Novum. Dem kann man jetzt nur spannungsvoll entgegenfiebern.

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