Noch drei Wochen, und Renée Fleming ist erstmals mit einem reinen Belcanto-Programm in den deutschen Musikgeschäften vertreten. Seit dem Anfang ihrer Karriere ist das Belcanto-Repertoire ihr ständiger Begleiter gewesen. “Wenn ich sie zählen sollte, habe ich auf der Bühne wohl mindestens sieben vollständige Belcanto-Rollen gesungen – was viele Leute sicherlich überraschen wird.
Den Großteil dieser Rollen habe ich zu Beginn meiner Karriere einstudiert, als ich mit Eve Queler und ihrem Opera Orchestra of New York gearbeitet habe.” Konkret heißt das, in fünf der sechs auf ihrem Belcanto-Album eingespielten Szenen konnte man Renée Fleming schon live auf der Operbühne erleben. Nur die Semiramide, einst Paraderolle der Australierin Joan Sutherland, fehlt in diesem Reigen. Aber auch die würde Renée Fleming gern irgendwann einmal aufführen. Auf dem Album hört sich das so an:
Überhaupt die großen monstres sacrées der Belcanto-Szene. Renée Fleming zollt ihnen uneingeschränkten Respekt, weiss aber genau, wo damals deren Schwachpunkte und heute ihre eigenen Stärken zu suchen und zu finden sind. “Es ist interessant, einer dritten Generation von Interpreten anzugehören, die sich diesen Werken widmen. In den 50er und 60er Jahren, als Callas, Sutherland, Caballé und Sills diese Stücke zu neuem Leben erweckten, konnten sie sich noch nicht auf die umfangreichen Forschungsarbeiten von Organisationen wie der Rossini-Stiftung oder Fachleuten wie Philip Gossett stützen. Diese großen Sängerinnen waren recht oft gezwungen, sich an verfälschte Ausaben zu halten, da man die Originalmanuskripte für verlorengegangen hielt. All dies war Teil des allgemeinen Vorurteils gegen Belcanto-Opern.” Eines Vorurteils, mit dem Renée Fleming auf ihrem neuen Album mühelos aufzuräumen versteht.