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Martha Argerich und Daniel Barenboim – Von Buenos Aires nach Berlin

Daniel Barenboim, Martha Argerich
© Holger Kettner
16.10.2014
Im Buenos Aires der 1940er-Jahre führte jeden klassischen Musiker der Weg früher oder später unweigerlich in die Calle Talcahuano 1257. In diesem Haus lebte Ernesto Rosenthal mit seiner Familie, ein jüdischer Geschäftsmann und Amateurgeiger, der aus Wien nach Buenos Aires geflohen war. Jeden Freitagabend wurde Kammermusik gespielt, berühmte internationale Besucher wie Adolf Busch und Arthur Rubinstein, aber auch Solisten und Musikstudenten aus der argentinischen Hauptstadt musizierten hier. Musiker jeden Alters fanden sich ein und 1949 nahm Aida Barenboim ihren siebenjährigen Sohn Daniel zum ersten Mal zu einer Hausmusik bei den Rosenthals mit – im gleichen Jahr, als auch Juanita Argerich mit ihrer achtjährigen Tochter Martha dazukam.
Vor den beiden jungen Talenten lagen Weltkarrieren. Umso erstaunlicher ist, dass die beiden Pianisten aus Buenos Aires bei jenen legendären Kammermusikabenden im Hause Rosenthal nie zusammen am Klavier saßen. Dennoch: Daniel Barenboim weiß heute noch, mehr als 60 Jahre später, dass seine achtjährige Freundin Chopins Etüde in cis-moll aus op. 10 “ebenso feurig und brillant wie heute” spielte. Und Martha Argerich ergänzt: “Daniel spielte alles. Schon damals hatte er ein riesiges Repertoire. Meine Mutter sagte immer: ‘Ach, warum kannst du nicht so sein wie Daniel?’”
Die beiden aufstrebenden Virtuosen verließen schließlich ihre Heimat, um die internationale Musikwelt zu erobern. Während Argerich und Barenboim zu großen Musikern ihrer Zeit wurden, beobachtete jeder den Weg des anderen aus der Ferne. Und dann schlug Barenboim 2013 erneut ein gemeinsames Konzert vor, das dieses Mal im Rahmen der Berliner Festtage 2014 stattfinden sollte, den Festspielen, die Barenboim seit 1996 jedes Jahr im Frühling veranstaltet. Ein Programm mit Werken für zwei Klaviere und für Klavier zu vier Händen sollte es sein. Argerich überlegte – und sagte zu. Das musikalische Großereignis wurde mit absoluter Hochspannung erwartet. Am Samstag, den 19. April 2014 war es dann endlich soweit und die beiden legendären Pianisten kamen in der Berliner Philharmonie erneut zusammen und spielten Mozart, Schubert und Strawinsky sowie einige sehr überraschende Zugaben… Das Publikum dankte beiden mit enthusiastischem Beifall für ihr brillantes, funken­sprühendes Spiel. Und man hatte den Eindruck, als hätten sich die langen künstlerischen Wege der beiden Musiker, die ihren Anfang bei jenen denkwürdigen Soiréen in Buenos Aires genommen hatten, an einem immer wieder hinausgeschobenen, aber schon lange zuvor bestimmten Punkt getroffen.
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