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Lieber sein als nicht sein

01.08.2001
“Hamlet” hat’s in sich, vor allem für einen Schwärmer wie es 1827 Hector Berlioz war: “Shakespeare, der so unerwartet über mich kam, traf mich wie ein gewaltiger Blitzschlag, dessen Strahl mir mit überirdischem Getöse den Kunsthimmel eröffnete und mich bis in seine weitesten Fernen blicken ließ.”
Künstlerische Faszination, fast schon religiöse Erweckung – Berlioz jubelte über Shakespeare, wen er aber meinte, war Harriet Smithson als Ophelia. Als er im Frühjahr 1830 wie in einem Rausch seine “Symphonie fantastique” komponierte, wollte er sie, sich selbst und den Rest der Welt von seinem Rang als aufstrebender Komponist überzeugen. Die Wiederveröffentlichung von Charles Dutoits Einspielung aus dem Jahr 1984 ist mit zwei spannenden Raritäten kombiniert: “Lélio”, eine formenübergreifende Mischung von vokalen und instrumentalen Stücken, die Berlioz gemeinsam mit der “Symphonie fantastique” uraufführte, und das Drei-Stücke-Werk “Tristia”. Berlioz' trauriger Abschied aus Paris enthält neben der “Méditation religieuse” eine Vertonung auf den Tod der Ophelia und den “Marche funèbre” für die letzte Szene des “Hamlet”. – Natürlich, Berlioz trauerte mit “Hamlet”.